Ein Mountainbike-Roadtrip durchs Rhonetal
Vergangenen Sommer sind Ben und ich zusammen mit einem Campervan und den Mountainbikes im Gepäck durch eines der schönsten Schweizer Alpentäler – das Wallis gereist. Beide kennen wir das Wallis und dessen Trails schon relativ gut, jetzt nehmen wir euch aber mit, auf eine zehntägige Reise und erkunden die Trails in Crans-Montana, Verbier, Grächen und Zermatt im Detail.
Der erste Schritt: wir besorgen uns einen Campervan
Unsere Reise startet in Bern wo wir uns mit Thomas von yellowcamper treffen. Er übergibt uns einer seiner vollausgestatteten, gelb-grauen Flitzer und wünscht uns viel Spass auf unserem kleinen Roadtrip.
Erster Stopp: Crans-Montana
Gegen Abend erreichen wir unser erstes Ziel; Crans-Montana. Wir schlagen unser Lager auf dem idyllischen Campingplatz La Moubra auf.
Zwei Nächte planen wir hier ein und treffen uns am Tag darauf mit Martina und Roman. Beide kommen seit Jahren in diese Region zum Biken und freuen sich darauf uns die besten Trails zu zeigen.
Die Aussicht auf das Rhonetal, die Südhanglage, der Gletscher und die fünf Seen machen Crans-Montana zum perfekten Ort für Mountainbiker.
Crans-Montana bietet zahlreiche anerkannte und markierte Cross-Country und Enduro Strecken und das für jedes Niveau. Plus, machen die Aussicht auf das Rhonetal, die Südhanglage, der Gletscher und die fünf Seen Crans-Montana zum perfekten Ort für Mountainbiker.
Es hat die ganze Nacht hindurch geregnet und auch als wir am Morgen losfahren regnet es noch immer und es ist ziemlich kalt für die Jahreszeit. Aufwärmen ist also angesagt und das geht am besten mit ein paar Runden im Bikepark. Auf der roten, sowie der schwarzen Bikeparkstrecke hat man einen super Rundblick auf das Rhonetal. Das Panorama müssen wir uns heute denken, es hängt starker Nebel in den Bergen drin.
Im Schlamm zu fahren macht Spass und es war genau die richtige Entscheidung den Tag mit der roten Strecke zu starten. Dass wir kurze Zeit später im Staub unsere Furchen in die Trails gezogen haben, hätte an diesem Tag wohl wirklich niemand gedacht. So viel Abwechslung auf so engem Raum – wir sind begeistert!
Der Schnee machte uns einen Strich durch die Rechnung
Der Plan für den zweiten Tag war, eine Tour hoch zum die Pleine Morte Gletscher zu fahren. Die tiefhängenden Wolken und der kurz vorher gefallene Neuschnee machten dies aber leider nicht möglich. Roman hat kurzerhand die Planänderung übernommen und zeigt uns seine Lieblingstour zum Illhorn. Dazu benötigen wir ein Postauto. Wichtig an dieser Stelle, man muss sein Bike reservieren und zwar tut man dies hier. Das Illhorn liegt im gegenüberliegenden Val d’Anniviers und ist nur ein Katzensprung von Crans-Montana entfernt.
Von Sierre aus bringt uns also das Postauto bis Chandolin und von da transportiert uns ein Sessellift bis hoch nach Tsapé. Jetzt ist aber treten angesagt, wir erreichen über einen steinigen Singletrail Aufstieg das Illhorn auf 2716 m.ü.M. das Panorama dort oben ist einmalig und der Gipfel perfekt um vor der Abfahrt noch einen kleinen Happen zu essen.
Was jetzt kommt lässt jedes Bikerherz höher schlagen. Rund 2’000 Tiefenmeter Trail bis hinunter nach Leuk liegen vor uns.
Die Variante welche wir gewählt haben, ist eher anspruchsvoll. Diese Abfahrt inmitten wildester Natur lohnt sich aber, auch wenn man allenfalls ein paar Meter gehen muss, auf jeden Fall. In Leuk angekommen steigen wir in den Zug ein, dieser bringt uns samt den Bikes bequem zurück nach Crans-Montana. Was für ein Tag!
Grossartiger Wein umd einen grossartigen Tag zu beenden!
Wir lieben guten Wein und das tut auch Jaques Cordonier. Jaques führt seit fünfzehn Jahren den 1945 gegründeten Familienbetrieb «Cordonier & Lamon» in Flanthey und baut auf 25ha über 20 verschiedene alte und neue Traubensorten an.
Was wir in den nachfolgenden drei Stunden erleben durften war eine Weindegustation der ganz speziellen Art. Jaques schenkte uns Glas um Glas fantastischen Wein zum Probieren ein, währenddessen er uns in seine Welt als Weinliebhaber und Winzer eintauchen liess. Mit Jaques zu plaudern war sehr bereichernd und lernreich, wir werden bestimmt wieder zurück kommen, denn er hat noch so viele spannende Geschichten und Weine auf Lager.
Verbier ist für mich einer der besten Orte in der Schweiz um zu biken.
Ben und ich haben Ludo und Nancy vor einem Jahr am Swiss Epic kennen gelernt. Als die beiden erfahren haben, dass wir im Wallis unterwegs sind, kam sofort eine Nachricht von Ludo mit der Einladung zu ihnen nach Verbier zu kommen. Biken in Verbier – klar da sind wir immer dabei!
Verbier ist für mich einer der besten Orte in der Schweiz um zu biken. Der Bikepark mit seinen acht unterschiedlichen Strecken deckt für mich alles ab, was mir Spass macht. Dazu können zahlreiche andere Trails ausserhalb des Parks mit den offiziellen Strecken kombiniert werden was zu einem absoluten Bike-Eldorado führt.
Ludo und Nancy zeigen uns aber die andere Talseite von Verbier und nehmen uns mit auf eine Tour hoch auf 2471 m.ü.M. zum Col de Mille. Der Aufstieg über Bruson und Moay zieht sich zwar etwas in die Länge, sobald man aber oben bei der Cabane de Mille ankommt wird man umgehend für den anstrengenden Teil der Tour belohnt. Eine grosszügige Sonnenterrasse mit Liegestühlen und leckere Eintopfgerichte laden zum Verweilen, Geniessen und Ausruhen ein.
Jeder hochgefahrene Meter, das Tragen und das Schieben des Bikes haben sich gelohnt, denn wieder wartet eine gefühlt endlose Abfahrt auf uns. Ein flowiger Singletrail schlängelt sich dem Bergrücken entlang am Mont-Rogneux vorbei bis zur Alp Goly de Servay wo der Weg in den Wald hineinführt und mit purem techflow aufwartet. Nach rund 1600 Tiefenmeter Singletrails erreichen wir müde aber glücklich Le Châble.
Und wie lässt man nun einen perfekten Tag in Verbier ausklingen? Klar, mit einem leckeren Raclette. Die Gemeinde Bagnes gilt im Wallis inoffiziell als Hauptort und Geburtsstätte des Schweizer Nationalgerichtes.
Wir laden unsere Bikes auf und fahren ans wildromantische «Ende der Welt» zum Campingplatz Forêt des Mélèzes et village Sioux in Bonatchiesse. Ein Ort der perfekter für ein kleines Roadtrip Abenteuer nicht sein könnte.
Als kleiner Tipp der auch für Adrenalin neben dem Bike sorgt, haben wir in Verbier Paragliding ausprobiert. Wer also für einmal den festen Boden verlassen möchte, dem bietet Flyverbier Tandemflüge mit dem Gleitschirm an.
Nach den erlebnisreichen Tagen in Verbier ziehen wir mit unserem yellowcamper weiter – zwei neue Destinationen im Oberwallis warten auf uns.
Die Trailvielfalt kennt in Grächen keine Grenzen und wir spüren, Biker sind hier willkommene Gäste.
Grächen liegt im Mattertal und wie der Name schon sagt, sind das Matterhorn und so auch Zermatt nicht weit entfernt. Zermatt investiert derzeit viel in den Mountainbike Sport und wird im 2019 ein EWS Enduro-Rennen ausrichten. Grächen steht seinem grossen Bruder aber in nichts hinterher. Zumindest denken wir das.
Nils und Caro empfangen uns in St. Niklaus bei Grächen. Wir lassen unseren Campervan bei ihnen stehen, aktuell wird in Grächen kein Campingplatz bewirtet. Grächen bietet aber einige Bike-Freundliche Hotels an, welche das sind findet ihr am Ende dieses Artikels.
Kennengelernt haben wir die beiden Elsässer Caro und Nils vor einem Jahr auf einer Skitour. Sie eine ehemalige Profi-Downhillbikerin und er ein passionierter Fotograf und Physiotherapeut leben nun schon seit etwas über 5 Jahren im Wallis und kennen jeden Trail rund um Grächen in und auswendig. Beste Voraussetzungen also für zwei weitere absolute Hammer Tage im Wallis.
Bevor wir aber aufs Bike steigen wartet noch ein ganz besonderes Erlebnis auf uns. Es ist noch dunkel als wir den einheimischen Wildhüter von Grächen bei der Talstation der Hannigalp Bahn treffen. Er und sein Kollege führen uns heute zu den exklusiven Spots, wo sich die Gämsen, Steinböcke und Murmeltiere aufhalten. So in den Tag zu starten ist einmalig und bleibt für immer in Erinnerung.
Nils und Caro nehmen uns beide Tage auf zwei völlig unterschiedlichen Touren mit. Der Fokus liegt dabei eindeutig auf den Abfahrten. Wir haben einen Tag in Grächen auf den schnellen, staubigen und rauen Enduro Trails zwischen den Suonen verbracht. Am zweiten Tag wechseln wir die Talseite und fahren eine atemberaubende Tour über die Moosalp, nach Jungen wo wir in einer Hütte schlafen und ersta am nächsten Morgen bis nach St. Niklaus herunter gefahren sind.
Überall transportieren uns Gondeln oder Postautos. Letztere verwandeln langweilige Asphaltaufstiege in erlebnisreiche und entspannte Fahrten. Perfekt also, wenn der Fokus auf den Abfahrten liegt und man eine gute Anzahl von Tiefenmetern pro Tag machen möchte.
Nicht nur Zermatt veranstaltet zukünftig ein internationales Rennen, in Grächen finden die XC-Marathon-Weltmeisterschaften 2019 statt.
Grächen ist eine Bike-Destination mit unendlichem Potenzial. Sowohl die lokale Bevölkerung als auch der Tourismus unterstützen den Sport und sehen die Zukunft im Mountainbike-Tourismus. Wir haben auch das Gefühl, dass alle Arten von Biker willkommen sind.
Von Grächen nach Zermatt ist es nicht weit. Der Campingplatz in Täsch ist der perfekte Ausgangspunkt um Zermatt zum Biken zu erreichen.
Zermatt punktet mit einer atemberaubenden Bergkulisse. Schier schon ehrfürchtig steigen wir auf unsere Bikes und nehmen die ersten paar Meter der Gornergrat Abfahrt inmitten dieser atemberaubenden Berg- und Gletscherkulisse unter die Räder.
Zermatt ist bereits die letzte Station von unserem Roadtrip. Begleitet werden wir dabei von Daniela und Niklaus die ebenfalls mit ihrem Campingbus angereist und in Täsch auf dem Campingplatz stationiert sind. Beide, leidenschaftliche Mountainbiker und absolute Zermatt Fans führen mit ihrem Guiding-Unternehmen Trailstar MTB jedes Jahr zahlreiche Gäste ins Trailparadies am Fusse des Matterhorns.
Zermatt punktet mit einer atemberaubenden Bergkulisse, denn der Ort ist von 38 Berggipfeln über 4’000m umgeben. Und von seinen natürlichen, technisch eher anspruchsvollen, Trails seiner traditionellen Restaurantkultur und den nahezu unbegrenzten Transportmöglichkeiten. Dazu kommt der Ausbau von weiteren Flowtrail-Strecken rund ums Dorf. All dies garantiert ein unvergessliches Mountainbike-Erlebnis.
Die Fahrt hoch zum Gornergrat dauert rund 45 Minuten. Das muss er jetzt wohl sein, der Mountainbike Himmel auf 3133 m.ü.M. Fast ehrfürchtig steigen wir auf unsere Bikes und nehmen die ersten paar Meter inmitten dieser atemberaubenden Berg- und Gletscherkulisse unter die Räder. Sofort ist aber höchste Konzentration gefordert, denn die Abfahrt hat es in sich. Der Trail ist verblockt, steinig, steil. Vom Gornergrat herunter nach Zermatt gibt es zahlreiche Varianten – jede davon ist einmalig und unvergleichbar abwechslungsreich.
Zermatt hat aber auch eine sanftere Seite. Die neu gebauten Flowtrails rund ums Dorf bieten für jedes Niveau maximalen Fahrspass.
Die Tage in Zermatt sind lange, so ist es schon spät als wir auf dem Camping in Täsch eintreffen. Wir kochen etwas kleines schenken uns ein gutes Glas Walliser Wein ein und sitzen gemütlich mit Daniela und Niklaus beisammen, quatschen noch bis weit in die Nacht hinein und schmieden bereits Pläne für weitere tolle Abenteuer mit unseren Bikes.
Morgen geht es wieder zurück nach Hause. Was uns bleibt sind unzählige Erinnerungen an ein Tal, das sich noch einmal tiefer in unsere Herzen gemeisselt hat und wir bestimmt wieder besuchen werden.
Gut zu Wissen!
Campervan Vermietung:
Yellowcamper ab CHF 49.- / Tag – www.yellowcamper.ch
Campingplätze:
Crans-Montana: La Moubra – www.campingmoubra.ch
Bonatchiesse (Verbier): Camping Forêt des Mélèzes et village Sioux – www.bonatchiesse.ch
Täsch (Zermatt) – www.campingtaesch.ch
Hotel Empfehlungen:
Grächen:
Aktiv Hotel & Spa Hannigalp ***S – www.hannigalp.ch
Hotel Grächerhof Gourmet & Spa ***S – www.graecherhof.ch
Family Hotel & Spa Desirée ***S – www.hoteldesiree.ch
Verbier (Lourtier):
Hotel & Spa La Vallée – www.vallee.ch
Restaurant Empfehlungen:
Crans-Montana:
Le Mayen – http://mayen.ch/
Verbier:
Marmotte – https://www.lamarmotte-verbier.com/
Grächen:
Riederstübli – https://www.riederstuebli.ch/
Zermatt:
Findlerhof – http://www.findlerhof.ch/